Wurmtee und Wurmhumus aus der eigenen Wurmkiste
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Wurmhumus ist als biologischer Dünger sogar noch wertvoller, als Kompost. Das liegt daran, dass Kompostwürmer in einer Symbiose mit Bodenbakterien leben, die sich in ihrem Darm vermehren. Sie sättigen den Wurmhumus mit Bodenbakterien und geben das Pflanzenhormon Auxin ab.

Dieses regt den Pflanzenwuchs an. Bis der erste eigene Wurmhumus reif ist, gehen einige Monate ins Land. Schneller geht es mit Wurmtee, der aus einer Wurmkiste tropft. Dieser ist ein idealer Flüssigdünger zum Gießen oder Sprühen, wenn er 1 zu 10 mit Wasser verdünnt wird.
Weiterhin sind Wurmtee und Wurmhumus reich an Spurenelementen und Mikronährstoffen, sowie dieser Dünger sehr mild ist. Gerade empfindliche Pflanzen können schonend ihre Nährstoffe erhalten. Besonders wertvoll ist dieser Dünger für kranke oder geschwächte Pflanzen, um sie sanft zu päppeln.
Wurmhumus gibt es im Handel und mit etwas Wurmhumus lässt sich Wurmtee anmischen. Wird der Wurmtee nicht zum Sprühen verwendet, kann eine Handvoll Wurmhumus direkt in 10 Liter Wasser gegeben werden. Da es auf die Atmung mit der Luft ankommt, wäre eine flache Wanne oder eine Aquarienpumpe für die Belüftung sinnvoll. Es kann helfen, ein oder zwei Teelöffel Zucker hinzuzugeben, um das alles für einen Tag in der nicht zu knalligen Sonne ziehen zu lassen.
Aber wozu die Mühe, Wurmhumus zu kaufen und Wurmtee anzurühren? Weswegen nicht eine eigene Wurmkiste betreiben? Hier gibt es viele unterschiedliche Modelle im Handel und die Möglichkeit, sich seine eigene zu bauen.
Welche Wurmkisten gibt es?
Solange es sich um Wurmkisten für den Hausgebrauch handelt, setzen sich drei Typen durch:
– Die stapelbare Wurmkiste – auf das Grundgerüst wird die erste Wanne mit Siebboden gestellt und nach und nach befüllt.
Ist diese voll, kommt die zweite, dann die dritte und vielleicht die vierte Ebene darauf. Ist die letzte Ebene voll, werden die Ebenen abgenommen, um die unterste zu ernten und leer wieder obendrauf zu stellen. Während der ganzen Zeit fällt bereits Wurmtee an, der abgezapft wird.

– Eine Wurmkiste mit A- und B-Kammer steht über der Auffangwanne mit Zapfhahn. Eine Kammer wird gefüllt, dann die andere. Ist die zweite voll, wird die erste geleert und wieder befüllt. Theoretisch wären auch drei oder vier Kammern möglich. Solch eine Wurmkiste kann auch auf Rollen stehen oder als Sitzhocker dienen.

– Die sackartige Wurmkiste wird oben gefüllt, unten wird der reife Wurmhumus abgelassen. Der Wurmtee kann in einem Eimer aufgefangen werden.
Wurmhumus ist dann richtig reif, wenn die Kompostwürmer diesen bereits verlassen.
Eine gute Wurmkiste ist auch daran zu erkennen, dass die Kompostwürmer entweder nicht in den Auffangtank gelangen oder aus diesem wieder heraus können. Der Auffangtank einer stapelbaren Wurmkiste soll deswegen schräg nach oben verlaufen und nie ganz voll sein. Kompostwürmer tauchen gerne mal ab und können sonst nicht wieder herauskriechen.
Die Wurmkiste befüllen

Würmer benötigen unterschiedliche Pflanzenteile. Wer wenig Laub oder Holzteile dazu gibt, sollte saubere Kartonagen zerkleinern und mit bis zu 20 % dazugeben. Hier weitere Beispiele für die tägliche Fütterung der Wurmkiste:
– Obst- und Gemüsereste
– Grünabfälle aus dem Garten
– Zerkleinerte dünne Zweige, altes Laub
– Kaffeeprütt und Teereste
– zerkleinerte Eierschalen
Besonders gefragt sind Kokos-Briketts, die aufgeweicht immer in kleinen Mengen gegeben werden können.
Das darf nicht in die Wurmkiste:
– tierische Erzeugnisse
– verarbeitete Essensreste
– Zitrusfrüchte, Zwiebelgewächse
– Asche
– anorganische Masse bis auf Ausnahmen
– Hochglanzdrucke
Für das Kompostieren gilt, dass zwei bis drei Teile braunes Material mit einem Teil grünem Material gemischt werden. Das grüne Material ist reich an Stickstoff, dieser soll aber nur rund 1 zu 20 bis 1 zu 25 zum Kohlenstoff enthalten sein. Genau diese Faustformel kann auch für die Wurmkiste gelten.
Frisches Laub ist Grünanteil, altes Laub ist Braunanteil. Auch saubere Kartonagen, Kaffeesatz und Eierschalen sind Braunanteil. Wenn der Grünanteil sehr viel Feuchtigkeit enthält, der Braunanteil jedoch nicht, sollte das proportional wieder ausgeglichen werden.

Täglich soll etwas von diesen organischen Resten in die Wurmkiste. Diese soll nicht in Staunässe stehen. Wenn beispielsweise Wassermelonen entsorgt werden, sollen diese in eine Ecke kommen, damit die andere trockener bleibt. Die Wurmkiste darf aber auch nicht zu trocken werden. Sollte das passieren, kann etwas abgestandenes Wasser durch sie geleitet werden, bis ein wenig Wurmtee austritt. Dieses wirkt auf die trockene Wurmkiste belebend. Dennoch soll nicht zu viel Wurmtee entstehen, da er den Wurmhumus ansonsten auslaugt.
Wurmstarter und Wurmfutter – der Mineral-Mix
Kompostwürmer bilden einen dicken Ring an einer Stelle, der Clitellum heißt. Diesen streifen sie irgendwann ab, es sind Wurmeier enthalten, diese heißen Kokons. Nun kann sich dieser Ring jedoch nur bilden, wenn die Kompostwürmer Mikronährstoffe und Mineralstoffe vorfinden, die in den Resten nicht genügend vorhanden sind. Deswegen ist es sehr wichtig, dass zuerst kleine Mengen Wurmstarter und später Wurmfutter hinzugegeben werden. Die Kompostwürmer sind satter gefärbt, bilden kräftige Ringe und vermehren sich schneller.
Wer seinen Mineral-Mix selber herstellen möchte, mischt diese Zutaten:
– rund 30 % Algenkalk
– rund 20 % Urgesteinsmehl
– rund 40 % feiner Sand (ist für die Verdauung notwendig)
– rund 10 % Zucker (Melasse wird empfohlen, ist für Endverbraucher jedoch sehr teuer)
Ob gekauft oder selber hergestellt – der Mineral-Mix soll sparsam verwendet werden, damit es den Würmern nicht zu viel wird. Wenn diese kräftig rot gefärbt sind und dicke Ringe bilden, wäre etwas weniger besser. Sind die Kompostwürmer blass und nicht so zahlreich, ist es jedoch zu wenig. Wer noch beginnt, kann alle zwei Tage einen gehäuften Teelöffel geben.
Der pH-Wert in der Wurmkiste

Das Bodenleben und die Kompostwürmer arbeiten am besten, wenn der pH-Wert in der Wurmkiste zwischen 6 und 7 liegt, bis 8 pH ist tolerierbar. Mit Lackmuspapier lässt sich der pH-Wert abschätzen. Ist es zu sauer, wäre etwas Algenkalk hilfreich, aber nicht zu viel auf einmal. Ist es zu basisch, sollte mit dem Algenkalk und den Eierschalen vorerst gespart werden.
Sind bereits zu viele Eierschalen in der Wurmkiste, kann ein Trick helfen, solange diese Wurmkiste nicht in Staunässe steht. Dann sollten nasse Reste vorerst nicht mehr gegeben werden.
Der Trick: Es wird etwas Wasser mit einem Schuss Essig auf den pH-Wert von 6 gebracht, um einmal die Woche so viel davon zu geben, dass noch nicht zu viel Wasser abläuft. Der Kalk fließt teilweise ab und wird teilweise neutralisiert. Solange diese „Dusche“ nur einmal die Woche einwirkt, geht einem die Wurmkiste nicht an Staunässe unter. Der pH-Wert im ablaufenden Wurmtee sollte dabei geprüft werden, um die Wurmkiste nicht zu weit anzusäuern.
Mit der passenden Fütterung und dem Mineral-Mix sollte die Wurmkiste sich jedoch leicht in den gewünschten pH-Wert einpendeln lassen.
Der passende Standort für die Wurmkiste
Kompostwürmer und auch die Bakterien und Kleinstlebewesen in der Wurmkiste finden ihre optimale Betriebstemperatur bei rund 15 bis 20° Celsius. Über 25° wird es zu warm. Sie sollen im Sommer also an einer kühlen Stelle stehen. Im Winter wäre eine warme Stelle besser, da die Wurmkiste immer einige Grad über 0 stehen soll.

Damit die Wurmkiste vor Sonnenlicht und Austrocknung geschützt ist, wird ein gelochter Deckel geschlossen oder eine Hanfmatte draufgelegt. Wer an den Längsenden der Matten Leisten befestigt, hat Gewichte, schon ist die Hanfmatte gestrafft und liegt nicht die ganze Zeit auf – die Kompostwürmer würden sie fressen.
Außerdem soll die Wurmkiste gut erreichbar sein. Einige schwören auf Wurmkisten-Hocker, die im Wohnraum stehen. Zu beachten bleibt, dass die Bodenorganismen und Kompostwürmer arbeiten. Sie atmen und verbrauchen dadurch die Raumluft, es muss im Winter etwas intensiver gelüftet werden.
Wer hingegen Geruch befürchtet, kann noch etwas Bentonit in seinen Mineralmix integrieren. Es handelt sich um gemahlenes Tongestein, welches Gerüche bindet. Die Kompostwürmer bauen aus Bentonit, Humus und Kalzium die wertvollen Ton-Humus-Komplexe auf. Außerdem ist es möglich, etwas gemahlene Pflanzenkohle in den Mineral-Mix zu geben. Auch diese bindet Gerüche und wertet die Bodenfruchtbarkeit deutlich auf.
Woher kommen die ersten Kompostwürmer?
Kompostwürmer lassen sich im Handel bestellen und vermehren sich unter guten Bedingungen schnell. Die andere Möglichkeit lautet, sie im eigenen Garten zu sammeln. Wer altes Laub zur Seite schiebt, sollte sie finden. Wer hingegen zum Spaten greift, findet andere Würmer. Wenn unter dem alten Laub zu wenige Kompostwürmer sind, kann etwas Mineral-Mix das nach einigen Wochen ändern.
Solange die Wurmkiste nicht zu trocken oder nass ist und immer etwas Wurmtee abläuft, sind die Lebensbedingungen in dieser mit der passenden Fütterung gut und die Kompostwürmer werden sich vermehren.
Zu beachten bleibt, dass Kompostwürmer nicht die Pflanzenreste fressen, sie haben keine Zähne. Bodenorganismen zersetzen alles und die Kompostwürmer fressen diese Reste mehrfach. Das bedeutet, dass die Wurmkiste die ersten drei Wochen ohne Kompostwürmer laufen sollte, damit diese bereits Nahrung vorfinden.
Zu viele Kompostwürmer, was nun?
Kompostwürmer vermehren sich sehr schnell, wenn die Bedingungen stimmen. Sie werden sich aber nur so lange vermehren, wie sie genug Platz und Futter haben. Es kommt also nicht zu einer Überbevölkerung. Dennoch ist es für Gärtner sinnvoll, ab und an einen Teil der Kompostwürmer zu entnehmen und auszuwildern. Es handelt sich um hervorragende Bodenverbesserer, die dem Garten viel geben können. Die passenden Bereiche sind die, wo eine Mulchschicht auf dem Boden liegt. Hier haben die Kompostwürmer Nahrung und Schutz. Auf offener Fläche geht es ihnen hingegen schlechter.
Wurmtee und Wurmhumus gezielt einsetzen

Der Kompost ist des Gärtners Gold. Wurmtee und Wurmhumus sind sogar noch wertvoller, da sie Bakterienstämme und Botenstoffe mitbringen und besonders schonend für die Wurzeln sind. Das bedeutet, dass Wurmtee und Wurmhumus nicht zu lange stehen sollten.
Kranke und geschwächte Pflanzen, Jungpflanzen und empfindliche Pflanzen sind die perfekten Empfänger für diesen wertvollen Dünger. Sicherlich soll es auch hiervon nicht zu viel werden. Es wäre also zu prüfen, welche Pflanzen in welcher Intensität gedüngt werden.
Es stellt sich ergänzend die Frage, welche Kulturen besonders gut gedeihen sollen. Auch für diese sind Wurmtee und Wurmhumus genau richtig und werden zu einem besonders üppigen Wuchs beitragen.
Dem gegenüber gibt es auch Pflanzen, die durch Wurmtee und Wurmhumus Schaden nehmen können, wenn der Kalziumgehalt zu hoch ist. Alle Pflanzen, die saure Böden benötigen, sollen in dieser Situation mit anderen Düngemitteln gedüngt werden. Wie beim Kompost wird das Fazit lauten: Es gibt einfach nicht genug davon, um den ganzen Garten damit richtig zu düngen
